Fakten aus Zollikon / SchweizDie Schweizer Gemeinde Zollikon (12 700 Einwohner.innen) liegt als direkter Nachbar von Zürich am rechten Ufer des Zürichsees.Der zunehmenden Verkehr auf den Hauptverkehrsachsen verursachte in verschiedenen Gebieten Probleme, denn auf den Nebenstraßen fuhr der „Schleichverkehr“ dann umso schneller. Unfälle mit Verletzungen und schwindendes Sicherheitsempfinden für die Anwohnenden waren die Folge.Im Juni 2003 wurde beschlossen, Tempo 30-Zonen auf allen Quartierstraßen einzurichten, um die Sicherheit wieder zu erhöhen, die Wohnquartiere vom Durchgangsverkehr zu entlasten und die Lebensqualität zu verbessern. Der Beschluss erfolgte „mit überwältigendem Mehr“ und wurde innerhalb eines Jahres vollständig umgesetzt. Für die vorbildliche Realisierung in Rekordzeit erhielt die Gemeinde im Jahr 2005 den nationalen Sicherheitspreis der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). (Zollikon 2005)
Maßnahmen; Ergebnisse: Geschwindigkeitsänderungen, Fahrverhalten, Sicherheit, Lärm, Akzeptanz;
Wissenschaftliche Begleitung: Methodik; Hier verwendete Literatur
Maßnahmen
– Montierung von 62 Tempo-30-Stelen als Eingangstorbereiche auf den Quartierstraßen,
– Tempo-30-Beschilderungen in Tempo-30-Zonen,
– Markierungen von „30“ bzw „Zone 30“ auf Fahrbahnen der Quartierstraßen,
– keine baulichen Maßnahmen
Bei den Maßnahmen zur Einrichtung von Tempo 30 gab es eine massive Kostenunterschreitung (um 400.000 SFR). Sie ist darauf zurückzuführen, dass auf bauliche Maßnahmen bei den Einmündungsbereichen verzichtet wurde. „Die Zolliker Lösung kommt ohne teure Schwellen und Aufpflästerungen aus.“ (Zollikon 2005)
Begleitende Maßnahmen
– wechselseitige Markierung von Parkfeldern,
– nachträgliche Platzierung von 4 weißen Betonelementen zur Temporeduzierung, weil an den betreffenden Stelle Parkfelder leer blieben (Zollikon 2006),
– optische und bauliche Sicherung bestimmter Fußgängerüberwege, unter anderem mit der Markierung von Trottoirnasen,
– gleichzeitig De-Markierung vieler Fußgängerüberwege, weil in der Schweiz Fußgängerüberwege in Tempo-30-Zonen nur in Ausnahmefällen zugelassen sind; entsprechend Erfahrungen, „dass die Sicherheit verbessert wird, wenn bei niedrigen Fahrzeugfrequenzen die Fussgängerstreifen aufgehoben werden.“ (Zollikon 2006),
– Markierungen von Vorfahrtrecht für den Verkehr von rechts,
– Verstärkter Polizeieinsatz (Vervierfachung der Polizeikontrollen im Einführungsjahr 2004 (Zollikon Geschäftsbericht 2004))
(Zollikon 2005)
Öffentlichkeitsbeteiligung:
– verschiedene Info- und Diskussionsversammlungen für die ganze Gemeinde im Vorfeld,
– nach dem Beschluss der Gemeindeversammlung (Abstimmung aller Stimmbürger.innen von Zollikon): öffentliche Auslegung der Detailpläne sowie weitere Informationsveranstaltung,
– im Ortsbereich begleitende Pressearbeit; (Zollikon 2005)
Ergebnisse
Geschwindigkeitsänderungen
Rückgang um 10 – 15 km/h (Zollikon 2006)
Fahrverhalten
Fahrverhalten
“Die Fahrzeit zur Hauptverkehrsachse hat sich nur um Sekunden verlängert, die Hektik dafür verringert – es wird wesentlich gleichmässiger und rücksichtsvoller gefahren.” (Zollikon 2006),
Die Beachtung der Rechts-vor-Links-Regel ist wesentlich verbessert; Fußgänger sind beim Überqueren von Straßen ohne Fußgängerstreifen aufmerksamer, was wiederum die Unfallhäufigkeit reduziert. (Zollikon 2005)
Einhaltung von Tempo 30
von 4648 kontrollierten Fahrzeugen waren 14% Prozent (643 Kfz) zu schnell unterwegs. (Zollikon 2006)
Sicherheit
Sicherheit
Mit der Einführung von Tempo-30-Zonen gingen die Unfallzahlen in Zollikon deutlich zurück, und zwar um 25%. Die Zahl der verletzten Personen sank um 34%. (Zollikon ….. ) Im Vergleich der Tempo-30- mit Tempo-50-Straßen zeigt sich, dass der Fortschritt auf den Tempo-30-Straßen stattfindet.
Details
Unfallzahlen auf Tempo-30-Straßen im Vergleich mit Tempo-30-Straßen
Vor der Einführung von Tempo 30 kam es auf Quartierstraßen und Hauptverkehrsstraßen („Kantonstraßen“) von Zollikon zu gleich vielen Unfällen. (Zollikon 2003). Das änderte sich mit der Einführung von Tempo 30, die deutlich weniger Unfälle und Verletzungen auf den Quartierstraßen (Tempo-30-Zonen) bewirkte, mit konstant niedrigen Zahlen auch über die Jahre hinweg. Die Unfälle und Verletzungen auf den Tempo-50-Straßen dagegen stiegen weiter, und
im Jahr 2009 passierten mehr als doppelt so viele Unfälle auf Kantonsstraßen, mit mehr als 14 mal so vielen verletzten Personen, verglichen mit den Tempo-30-Zonen
Die positiven veränderungen zeigten sich schon im ersten Jahr nach der Einführung der Tempo-30-Zonen. Deutlich wurde auch, dass die Schwächeren besonders profitieren: Im ersten Jahr mit Tempo 30 sank die Zahl betroffener Personen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs waren, noch deutlich stärker als der Durchschnittswert. Schwer verletzte Kinder waren gar kein Thema mehr.
Lärm
„Viele Anwohner haben die massiv geringeren Lärmimmissionen und die verbesserte Lebensqualität gelobt.“ (Zollikon 2006)
Akzeptanz
Entsprechend dem Schweizer Recht muss die Gemeindeversammlung von Zollikon über die Einführung von Tempo 30 und die dazu nötigen Finanzierung abstimmen. In Zollikon geschah dies im Juni 2003: „Mitte Juni 2003 beschloss die Gemeindeversammlung mit überwältigendem Mehr die Einführung von Tempo 30 auf sämtlichen Quartierstrassen.“ (Zollikon 2005)
Die hohe Zustimmung bei allen Schritten der Einführung sieht der zuständige Projektleiter der Polizei in Zollikon, Jürg Camichel, in Verbindung mit der Kommunikationsstrategie: „Mit dieser offensiven Informationspolitik konnten die vielfältigen Bedenken ausgeräumt werden“ (Zollikon 2005)
Die Nachkontrolle ein Jahr nach der Einführung ergab: „Viele Anwohner haben die massiv geringeren Lärmimmissionen und die verbesserte
Lebensqualität gelobt. Nicht wenige äusserten sich sogar dahingehend, das Gefühl zu haben, an einer anderen Strasse zu wohnen.“ (Zollikon 2004)
Wissenschaftliche Begleitung
Methodik
Geschwindigkeitsänderungen und Einhaltung von Tempo 30: Geschwindigkeitskontrollen in 10 Monaten durch die Polizei Zollikon,
außerdem Geschwindigkeitskontrollen auf den Kantonalstraßen durch die Kantonalpolizei (Zollikon 2004, Geschäftsberichte)
Unfälle: Auswertung der Verkehrsunfallstatistiken der Polizei des Kantons Zürich
Lärm und Akzeptanz: Kommunikation mit Verwaltung und Anwohnenden im Rahmen der (in der Schweiz gesetzlich vorgeschriebenen) Nacherhebung zu den neuen Tempo-30-Zonen
Hier verwendete Literatur
Zollikon 2003
Polizei Zollikon, Einführung von Tempo 30 in der Gemeinde, 2003
Zollikon 2005
Schweizer Gemeinde (Informationsorgan des Schweizer Gemeindeverbandes): Zollikon: Tempo 30 auf allen Quartierstraßen; 2005
Zollikon 2006
Polizei Zollikon: Gesetzliche Nachkontrolle der Tempo-30-Zonen abgeschlossen, 2006
Zolliker Bote: Mister Tempo 30 tritt ab, 9.10.2015
Zollikon Geschäftsbericht 2004
Gemeinde Zollikon, Geschäftsbericht 2004; 2015,
Zollikon Geschäftsbericht 2007
Gemeinde Zollikon: Geschäftsbericht 2007 der Gemeinde Zollikon; 2008
Zollikon Geschäftsbericht 2008
Gemeinde Zollikon: Zollikon Geschäftsbericht 2008; 2009
Zollikon Geschäftsbericht 2009
gemeinde Zollikon: Legislaturschwerpunkte 2006-2010, behörden und Kommissionen, Geschäftsbericht 2009; 2010
Die Kampagne “Trendsetter für 30 km/h” wird unterstützt von der Dr. Joachim und Hanna Schmidt-Stiftung.