Fakten aus Oxford / Großbritannien

Die historische Universitätsstadt (mit 150 000 Einwohner.innen) gehört zu den Städten in Großbritannien mit dem größten Anteil von Tempo 20 mph am gesamten Straßennetz.

Ab 2004 wurden Tempo-20mph-Straßen in verschiedenen Vierteln ausgewiesen, bis im September 2009 das gesamte Netz der Tempo-20mph-Straßen umfassend erweitert wurde. Seitdem gilt auf fast allen Wohnstraßen und einigen Hauptverkehrsstraßen Tempo 20, und nur die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen sind davon ausgenommen.

Die Entwicklung Oxfords zur Trendsetter-Stadt für 20 mph entstand aus dem Wunsch nach mehr Verkehrssicherheit und einer Förderung des Fuß- und Fahrradverkehrs. Sie wurde initiiert und begleitet von engagierten lokalen Anwohner-Initiativen, wobei diese auch mit überraschenden und fantasievollen Aktionen auf ihren Straßen regelmäßig ein großes Echo erzielten.

Interessant sind auch die maßgeschneiderten Fortbildungen („speed awareness course“), die die örtliche Polizei für Temposünder durchführt. Wer die Tempolimits nur leicht überschreitet, kann durch den Besuch eines solchen Kurses die Höhe der Strafe reduzieren.

Maßnahmen; Ergebnisse: Geschwindigkeitsänderungen, Sicherheit, Akzeptanz; Wissenschaftliche Begleituntersuchungen: Methodik, Hier verwendete Literatur

 

 

Maßnahmen

Maßnahmen

 

 

– 20mph Schilder an den jeweiligen Eingängen zu Tempo 20mph-Bereichen; außerdem Erinnerungsschilder. Insgesamt ist die Beschilderung eher sparsam.

– Temporäre Beschilderungen “It’s 20 for a reason!” in der Einführungsphase für Tempo 20 mph (2009),

– Keine baulichen Maßnahmen;

 

– Beteiligung von Anwohnenden durch Konsultationen im Vorfeld der Einführung;

– Informations-Kampagne: Flyer, Poster und Banner und öffentliche Infoveranstaltungen anlässlich der Einführung.

 

– Zunehmend konsequente Polizeikontrollen mit Speedkameras seit etwa 2012 (Bristol Toy 2012)

Dreistündige „speed awareness“-Lehrgänge durch die Polizei für Temposünder

(Oxford Times 2014)

 

– Do-it-yourself-Maßnahmen durch Anwohnende, Beispiel Beechcroft Road: Durch das Aufstellen von Pflanztöpfen, Bänken etc am Straßenrand machen sie darauf aufmerksam, dass die Straßen von Menschen auch als Wohnumgebung genutzt werden. (Bristol Toy 2012, Sustrans 2012)

 

Ergänzende Maßnahmen

 

Enge Zusammenarbeit mit den regionalen Busgesellschaften; (Bristol Toy 2012)

 

 

Ergebnisse

 

Geschwindigkeitsänderungen

Geschwindigkeitsänderungen

 

Ein Jahr nach der Einführung von Tempo 20 mph auf 10 Straßen (2009) war die Durchschnitts-geschwindigkeit um 0,9 mph gesunken.

Vorher hatte sie 22,0 mph betragen, nachher 21,1 mph. (Bristol Toy 2012)

 

Im ersten Jahr, nach der Einführung von Tempo 20 auf 10 Straßen (im Jahr 2009) führte die Polizei keine Kontrollen durch und verhängte auch keine Strafen. Inoffizielle Kontrollmessungen am ersten Jahrestag (durch eine Tageszeitung) zeigten eine Einhaltungsquote von 19 Prozent. ((Oxford Times: “Drivers flout 20mph limit”, 2.9.2010).

 

Details

 

Kontrollmessungen zur Einhaltung (September 2010)

(<) 20 mhp:    Einhaltung       19%

(<) 25 mph:   Einhaltung       49%  

30 mph:   Überschreitung 11%

(Oxford Times, 2.9.2010)

 

Sicherheit

Sicherheit

 

Die Unfallzahlen mit Leichtverletzten sind nach der flächenhaften Einführung von Tempo 20 mph um 18% zurück gegangen.

Auf einzelnen Straßen konnten sogar Reduzierungen um bis zu 66 % erreicht werden.

Die Zahl von Schwerverletzten und Getöteten blieb dabei ungefähr konstant, und die Erfolge in Bezug auf die Personenschäden wurden bei den leichten Verletzungen erreicht. (Oxford Times 26.8.2013)

 

Details

 

Einzelnen Straßen verzeichneten Rückgänge zwischen 22 und 66 Prozent.

Die größten Erfolge gab es auf St.Giles, einer breiten Straße im Zentrum, mit durchschnittlich 11 Unfällen pro Jahr (vorher 33 Unfälle pro Jahr)

Unfallzahlen pro Jahr

Verletzte Personen

 

Akzeptanz

Akzeptanz

 

Die offizielle Konsultation der Bürgerinnen und Bürger Anfang 2009, einige Monate vor der flächenhaften Einführung von 20 Meilen, ergab eine Zustimmung von 69%. (Bristol Toy 2012)

 

Lange wurde kritisiert, dass die Tempolimits polizeilich nicht durchgesetzt würden. Nach zahlreichen Beschwerden gab es aber ab 2012 eine zunehmend konsequente Überwachung, unter anderem auch mit speziellen Workshops für alle, die Tempo 20mph überschreiten ( Bewusstseinsförderung für die Fahrgeschwindigkeiten). (Oxford Times 2.6.2014)

 

Als positiv wird die vorbildliche Unterstützung durch Busfahrer hervorgehoben. „Die Stärkung einer engen Zusammenarbeit mit den Busunternehmen hat zu einer exzellenten Einhaltung und einem verbesserten Bewusstsein der Sicherheit für die Fahrradfahrenden geführt.“ (Bristol Toy 2012, S.44)

 

Wissenschaftliche Begleituntersuchungen

Methodik

Methodik

Geschwindigkeitsmessungen: Geschwindigkeitsmessungen vor und ein Jahr nach der Einführung des 20-Meilen-Limits, an 130 Stellen; (Bristol Toy 2012)

 

Einhaltung des Tempolimits: einstündige Messungen einer Tageszeitung in Oxford an der Morelle Avenue, einer Straße in East Oxford (Oxford Times 2.9.2010)

 

Akzeptanz:

– Informelle Konsultation von Anwohnenden im September und Oktober 2008 (ein Jahr vor der Einführung des flächenhaften Tempolimits) durch den andkreis (Oxfordshire County Council (OCC)). Anfang 2009 formale Konsultation;
– Informelle Gespräche von städtischen Angestellten mit Busunternehmen (Bristol Toy 2012)
Hier verwendete Literatur

Hier verwendete Literatur

 

Bristol / Toy 2012

Toy, S./Bristol Social Marketing Centre – University of West England: Delivering soft measures to support signs only 20 mph limits, Bristol 2012:

 

Oxford Times, 2.9.2010: Drivers still flout 20mph limit

 

Oxford Times 26.8.2013: 20mph limit makes Oxford’s roads safer

 

Oxford Times 2.6.2014: Speeding crackdown in Oxford’s 20mph zones

 

Sustrans 2012
Sustrans: Obstacles in the Carriageway, Technical Note 31, 2012

 

 

 

Die Kampagne “Trendsetter für 30 km/h” wird unterstützt von der Dr. Joachim und Hanna Schmidt-Stiftung.

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