Die Stadt Kingston upon Hull, kurz Hull genannt, liegt im Osten von Yorkshire in Ost-England. Sie hat 257 000 Einwohner.innen
Die ersten Zonen mit 20 Meilen-Tempolimits in Wohngebieten wurden 1991 eingeführt, als billigere Alternative zu anderen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen. Nachdem sich erste Erfolge gezeigt hatten, wurden ab 1994 die 20 mph-Zonen zügig ergänzt. 1998 konnte bereits die fünfzigste Zone ausgewiesen werden und 2002 die hundertste. Informationen aus dem Jahr 2003 zufolge galt das 20 mph-Limit in 120 Zonen, die etwa 500 Straßen umfassen. Das entspricht etwa einem Viertel aller Straßen. (Hull 2003).
Was das Verfahren der Stadt Hull zur Einführung von Tempo 20 mph auszeichnet, ist die enge Zusammenarbeit mit Busunternehmern und den Notfalldiensten. Dadurch wurden gemeinsam neue Standards entwickelt, um Rettungsdiensten und den ÖV das ungehinderte Passieren der 20mph-Zonen möglich zu machen – mit beispielhaften Ergebnissen.
Zwischen 1996 und 2001 sanken die Zahlen der Unfallopfer in der ganzen Stadt, vor allem aber in den 20 mph-Zonen deutlich, während sie in der Region Yorkshire and Humberside leicht anstiegen. Die Zahl der Schwerverletzten und Getöteten in Hull sank sogar um 90 Prozent.
Die stark gesunkenen Unfallzahlen und eine hohe Zufriedenheit der Bewohner.innen von Hull mit Tempo 20 mph und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen zeichnen die Stadt heute aus. Und nicht zu vergessen die fantasievollen Zusatzschilder, die von Grundschulkindern für ihre jeweiligen 20mph-Zonen selber entworfen wurden (Grayling 2002).
Maßnahmen; Ergebnisse: Geschwindigkeitsänderungen, Änderungen im Verkehrsverhalten; Sicherheit, Akzeptanz;
Wissenschaftliche Begleituntersuchungen: Methodik, Hier verwendete Literatur
(Weitere Zusatzschilder aus Hull)
Maßnahmen
– Beschilderungen,
– Zusatzschilder, die von Kindern der Grundschule für ihre jeweilige 20mph-Zone entworfen wurden,
– teilweise auch elektronische Hinweistafeln („Vehicle activated signs“),
– bauliche Maßnahmen: Bodenschwellen
Öffentlichkeitskampagnen zur Einführung neuer Zonen
– Flyer, Ausstellungen,
– Präsentationen auf Stadtteilforen, Diskussionen mit Bürgerkomittees,
– Befragungen durch Fragebögen
Zusätzliche Bau-Maßnahmen zum leichteren Passieren für Busse und Notfalldienste
– Zufahrten mit versenkbaren Poller für die Sicherheitsdienste,
– behindertengerechte Bushaltestellen,
– Renovierung der frühen baulichen Maßnahmen zu Verkehrsberuhigung, entsprechend der neuen Standards für Notfalldienste
Ergebnisse
Geschwindigkeitsänderungen
Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sanken von vorher 29 – 39 mph auf 17 – 21 mph nach der Einführung einer 20mph-Zone. Im Mittel ist diese eine Senkung um 10,5 mph. (Portsmouth 2010)
Änderungen im Verkehrsverhalten
Änderungen im Verkehrsverhalten
In der Befragung im Jahr 2000 gaben über 25% der Anwohnenden an, dass sie seit der Einführung von 20-mphZonen mehr radeln und zu Fuß gehen würden.
Ebenso viele gaben an, dass weniger Verkehr auf den Straßen unterwegs sei.
60% äußerten den Eindruck, dass jetzt auch mehr Kinder auf der Straße spielten. (Hull 2002)
Sicherheit
Die 20mph-Zonen waren in Hull vor allem eingeführt worden, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wobei vor allem Kinder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Die Ergebnisse erfüllten die Erwartungen, mit 21% weniger Unfallverletzungen – und sogar einem Höchstwert bei Rückgängen der Schwerverletzten und Getöteten um 90 Prozent.
Details
1999 gegenüber 1981-1985:
21% weniger Unfallverletzungen, während die umgebende Region Yorkshire & Humberside in derselben Zeitperiode eine Zunahme um 15% erlebte.
33% weniger Verletzungen bei Kindern gegenüber Mitte der 80er-Jahre, während die nationalen Zahlen um 16,5% sanken. (Hull 2002)
2001 gegenüber 1994:
Akzeptanz
In der Stadtgemeinschaft genießt das Tempo 20mph-System eine hohe Aufmerksamkeit.. Bei den Schildern wurde kaum Vandalismus beobachtet, was auch daran liegen könnte, dass praktisch alle Schilder von Schulkindern der Stadt designt wurden. (Hull Quelle?)
Verschiedene Umfragen bei Anwohnenden (anlässlich Einführungen von einzelnen Tempo-20 mph-Zonen) belegen einen hohen Grad von Zufriedenheit, in der Regel von 80 bis zu 100 Prozent .
Details
Befragung 2000:
- – Fast 80 Prozent der Befragten finden, dass die Tempo-20-Meilen-Zone in ihrem Wohnviertel eine gute Idee ist.
- – Über 70 Prozent würden diese Maßnahme auch Leuten in anderen Vierteln empfehlen.
- – Über 50 Prozent finden, dass Tempo 20 mph ihr Viertel generell lebenswerter gemacht hat.
- – (Umfrage im August 2000, Hull 2002; auch: Portsmouth 2010, S.34)
Es gab auch Opposition, zum Beispiel von Busunternehmern. Ihrer Kritik wurde mit Nachbesserungen bei baulichen Maßnahmen Rechnung getragen.
Weitere Kritik betraf Beschwerden über noch immer zu hohe Geschwindigkeiten. (Portsmouth 2010)
Wissenschaftliche Begleituntersuchungen
Methodik
Untersuchungen in 13 Zonen mit Tempo 20 mph (Quelle?)
Sicherheit: Auswertung von Polizeistatistiken
Akzeptanz: Fragebögen an Anwohnende in Tempo 20mph-Zonen im August 2000 (mit 546 Antworten, die ausgewertet wurden) .
Abgesehen von der Befragung im Jahr 2000 gab es begleitend zu früheren Einführungen von Tempo 20mph-Zonen regelmäßig Befragungen durch Fragebögen. Sie wurden jeweils von 10 – 40 Prozent der Befragten beantwortet. (Hull 2002)
Hier verwendete Literatur
Grayling 2002
Grayling, T; Grayling, Tony; Hallam,K; Graham,D; Anderson,R; Glaister,S: Streets ahead: Safe and Liveable Streets for Children, London 2002
Hull 2002
Kingston upon Hull City Council: Memorandum by Kingston upon Hull City Council (RTS 152): 20 mph zones in Kingston upon Hull, 2002
Hull 2003
Brightwell, S. Hull Reaps Road Safety Rewards From Slowing the City’s Traffic, Local Transport Today: 10-1. 2003
Portsmouth 2010
Atkins / Department for Transport: Interim Evaluation of the Implementation of 20 mph Speed Limits in Portsmouth; Final Report; 2010
Die Kampagne “Trendsetter für 30 km/h” wird unterstützt von der Dr. Joachim und Hanna Schmidt-Stiftung.